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Zehn Skandale, die Liechtenstein veränderten

An der Jurysitzung des «Wort des Jahres» kommen die Worte Skandal und Affäre häufig vor. So entstand die Idee einer Skandal- und Aufarbeitungsliste. Die Erwähnung ist an folgende Bedingungen geknüpft: a) Es wird eine moralische Verfehlung im Wirtschaftsleben angeprangert, b) Ein Medium, der Fürst oder eine Partei transportiert die Beschuldigung und c) die Verbesserung im System wird aufgezeigt. 
Daniel Quaderer, Geschäftsführer der Erwachsenenbildung Stein Egerta und Jurypräsident der Aktion Wort des Jahres.
Daniel Quaderer, Geschäftsführer der Erwachsenenbildung Stein Egerta und Jurypräsident der Aktion Wort des Jahres. (Bild: Urs Baerlocher)

2019: Treuhänderskandal

Mario Staggl veruntreut ab 2010 Gelder seiner Treuhandkunden und finanziert damit seinen opulenten Lebensstil. 6,5 Jahre muss er dafür hinter Gitter. Zur Ausübung des Treuhänderberufes ist u.a. das Bestehen der Treuhänderprüfung vorgeschrieben. Das wird nun stärker kontrolliert.

2013: Pensionskassen-Debakel

 Auf dem Buckel der staatlichen Pensionskasse wird über Jahre Personalpolitik gemacht. Es kommt zu goldenen Handschlägen und einzelne, massive Lohnerhöhungen werden nicht genügend ausfinanziert. 2013 wird aus dem Topf der Staatsreserven 300 Mio. Fr. aufgewendet, um das Finanzloch zu stopfen. 93 Mio. fliessen als zinsloses Darlehen. Das bietet weiteren Zündstoff. 

2012: US-Kundengeschäft

Unversteuerte Vermögen von US-Kunden werden der Landesbank zum Verhängnis. Per Gesetz erhält die USA im März 2012 Zugang zu den Kundendaten. Mit viel Lehrgeld findet die Landesbank 2013 für den Vaduzer und 2019 für den Zürcher Sitz eine Lösung mit den US-Behörden.

2011: Seidls Schneeballsystem

Dutzende Kläger und ein Millionenloch hinterlässt das Schneeballsystem von Michael Seidls Money Service Group. 2011 fliegt das System auf. Er wandert ins Gefängnis. Menschen sind heute kritischer eingestellt gegenüber Geldanlagen, die Renditen von 20, 30 oder 40 Prozent im Jahr versprechen.

2008: Zumwinkelaffäre

Der Bundesnachrichtendienst (BND) kauft gestohlene Daten über Liechtensteiner Bankkunden, u.a. vom Deutschen Postchef Klaus Zumwinkel. Die Daten werden an die deutschen Finanzbehörden weitergeleitet und es kommt zur steuerlichen Strafverfolgung. Als Folge bekennt sich das Land 2009 mit der «Liechtenstein Declaration» zu den OECD-Standards und zur Weissgeld-Strategie. Zur besseren Reputation des Finanzplatzes wird das Stiftungsrecht revidiert und die VLGST entsteht.

2000: BND-Affäre

Der BND beschuldigt 1999 Liechtenstein der systematischen Zusammenarbeit mit dem organisierten Verbrechen bei Geldwäsche. Staatsanwalt Spitzer entkräftet im 2000 den Vorwurf, es bestehe ein kriminelles System. Er deckt aber organisatorische Mängel im Behördenapparat auf, besonders bei der Rechtshilfe. Das Land beseitigt im Rekordtempo Schwachpunkte und verbessert den Vollzug der Gesetze.

1989: Insideraffäre  

Über Nacht trennt sich Fürst Hans-Adam 1989 von Christian Norgren, VR-Präsident der Bank in Liechtenstein. Grund sind unzulässige Insidergeschäfte, also Börsengeschäfte, die jemand tätigt, der aufgrund seiner beruflichen Stellung börsenrelevante Nachrichten vor deren Veröffentlichung erhält und zu seinem Vorteil ausnutzt. Das Marktmissbrauchsgesetz wird geschaffen.

1977: Chiasso-Skandal

Die SKA-Filiale Chiasso legt italienische Kapitalfluchtgelder nicht wie vorgegeben bei ersten Bankadressen im Euromarkt an, sondern bei der Texon Finanzanstalt in Vaduz. Die Texon hatte, ohne über eine Konzession zu verfügen, Bankgeschäfte getätigt und neben 190 Mio. Fr. an schweizerischen Verrechnungssteuern auch 80 Mio. Fr. an Negativzinsen hinterzogen. Als Reaktion auf den Chiasso-Skandal unterwerfen sich die Schweizer und Liechtensteiner Banken noch 1977 den ersten Sorgfaltspflichtregeln.

1935: Steuerverwalteraffäre

1935 muss der verbeamtete Steuerverwalter Ludwig Hasler seinen Posten räumen, weil er nebenbei einige Dutzend Sitzunternehmen betreut und dabei amtliche und private Geschäfte nicht sauber voneinander trennt.

1929: Sparkassaskandal

Die Verwalter der Sparkassa veruntreuen bis 1928 Gelder für Spekulationsgeschäfte. Weil das Land  für die Bank mit Staatsgarantie bürgt, verpfändeten die Gemeinden ihren Boden. Später übernahm Fürst Johann II., der Liechtenstein zudem 1 Mio. Fr. schenkte, die Haftung für die Ausfälle. Die Sanierung der Sparkassa kostet das Land 1,8 Mio. Fr., was zwei Jahresbudgets entsprach. (von Daniel Quaderer)

 

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