Wann werden Sie weggeUBERt?
"Digitalisierung? Interessiert uns nicht.» So betitelte der «Tages-Anzeiger» vom 16.11.17 einen Artikel über eine Unternehmensumfrage der UBS zur Digitalisierung. Die UBS hatte 2500 Unternehmen gefragt, ob die Digitalisierung ihr Geschäftsmodell verändere. Überraschenderweise haben 59 Prozent darauf geantwortet, dass die Digitalisierung nur «geringfügige Veränderungen» oder «keine Veränderungen» für ihre Firma mit sich bringen wird. Viele haben offenbar genug vom Hype um die Digitalisierung. Doch ist diese Ansicht gerechtfertigt oder gar fahrlässig? Ich bin überzeugt, dass es sogar grob fahrlässig ist.
Würden Sie darauf wetten, dass es Ihr Unternehmen in zehn Jahren noch gibt? Wer hätte sich je vorstellen können, dass es einstige Marktführer plötzlich nicht mehr gibt oder sie völlig bedeutungslos werden? Was führte dazu, dass Kodak Konkurs ging und Nokias einstige Cashcow, die Handysparte, an Microsoft verkauft werden musste? In seinen besten Jahren hatte Kodak in den USA einen Marktanteil von rund 90 Prozent und machte einen Umsatz von fast 20 Milliarden US-Dollar. Eine solche Firma ist sich bestimmt täglich siegesgewiss – man ist schliesslich Marktführer! Ironie des Schicksals: Kodak hatte sogar als erstes Unternehmen eine Digitalkamera entwickelt, doch konnte sie sich intern nicht durchsetzen. Zudem schätzten die Manager den Markt falsch ein: Sie glaubten, Digitalkameras würden vorrangig für Profifotografen entwickelt. Tatsächlich aber wurden Digitalkameras im Hobbybereich abgesetzt. Am 19. Januar 2012 stellte Kodak einen Insolvenzantrag gemäss Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts.
Es kann jeden treffen
Nokia hatte den Markt der Mobiltelefone beherrscht. Dann brachte Steve Jobs bei Apple 2007 das iPhone auf den Markt. Nokia hatte mit dem Communicator damals bereits eine Art Smartphone auf dem Markt. Doch nicht nur Nokia schätzte die Situation falsch ein. Auch Steve Ballmer von Microsoft machte sich über das sehr teure iPhone lustig, das nicht mal eine Tastatur besass. Doch das iPhone schlug aller Unkenrufe zum Trotz wie eine Bombe ein. Microsoft kaufte die Handysparte von Nokia, wurde damit aber nicht erfolgreich. Würden Sie also Ihr gesamtes Vermögen darauf wetten, dass es Ihr Unternehmen in zehn Jahren noch gibt? Das wäre sehr riskant – denn es kann jedes Unternehmen treffen, wirklich jedes.
Welche Branchen sind gefährdet?
Die Frage dabei ist, wann die Disruption in Ihrer Branche ankommt. «Deloitte Digital» und «Heads! Executive Consultancy» teilen in ihrer Untersuchung die Branchen in einem Portfolio in vier Bereiche ein: Es gibt dabei die lange und die kurze «Lunte» (für den Zeitverlauf) und den grossen und den kleinen «Knall» (für die Einflussstärke). Je nach Quadrant wird Ihre Branche langsamer oder schneller beziehungsweise lauer oder heftiger von der Disruption betroffen sein.
Die Branchen Bergbau, Öl, Gas und Chemie müssen sich aktuell noch keine grossen Sorgen machen. Hier dürfte die Lunte lang und der Knall eher klein sein.
Auch im Bauwesen wird der Knall eher klein ausfallen.
Bei der Regierung, Energieversorgung, Produktion, Landwirtschaft, dem Gesundheits- und Transportwesen wird zwar ein grosser Knall erwartet, aber noch nicht in naher Zukunft. Anders in den Branchen Detailhandel, IT, Medien, Freizeit und Reisen, Banken, Versicherungen, Professional Services, Gastronomie, Bildung und Immobilien: Sie müssen mit einer kurzen Lunte und einem grossen Knall rechnen.
Disruption unausweichlich
Der digitale Tsunami kommt. Ob Sie daran glauben oder nicht, interessiert niemanden. Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum, schreibt in seinem Buch «Die Vierte Industrielle Revolution»: «Die Frage für ausnahmslos alle Branchen und Unternehmen lautet nicht länger, werde ich von der Disruption betroffen sein, sondern wann werde ich von einer disruptiven Innovation betroffen sein, welche Form wird sie annehmen, und wie wird sie sich auf mich und meine Organisation auswirken?»
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