Lieber Blockchain-Euphorie statt Funklochrepublik
Das Wort des Jahres 2018 heisst «Blockchain-Euphorie». Für die Auswahl des Wortes des Jahres wird während des Jahres eine Liste erstellt, die entlang den sprachlichen Wegmarken des Wirtschaftsjahres führt. Eine Auswahl von markanten Wörtern und Sätzen der 2018er-Liste wird nachfolgend mit Anführungs- und Schlusszeichen herausgehoben.
Das Jahr 2018 endet «farblos». Die EU setzt zunächst Liechtenstein, aber nicht die Schweiz, auf die «graue Liste» der «Steuersündenstaaten». Nach der «Schweiz-Denunziation» dann aber erst im Oktober Entwarnung. Liechtenstein hat die notwendigen Reformen erledigt, so dass das Land wieder «farblos» dasteht. Die Schweiz bleibt «grau».
Der «bestellte Leserbrief» hat dank Landesspital und Medicnova Hochkonjunktur. Die Patienten fahren fit nach Hause und attestieren den Institutionen herausragende «Dienstleistungsqualität» und «bestqualifiziertes Personal». Der Krankenkassenverband entgegnet dem Vorwurf, sie würden von den Ärzten eine «Billigmedizin» verlangen. Dank «OKP-Verträgen» haben Ärzte eine vierjährige «Arbeitsplatzgarantie» vom Staat. Eine solche hätten Martin Matter von Radio L oder Uni-Rektor Jürgen Brücker auch gerne gehabt.
Messungen der Telecom Liechtenstein weisen nach, dass am Samstag 900 Liechtensteiner Handybesitzer zum «Einkaufstourismus» nach Feldkirch und 100 in den Messepark Dornbirn pilgern. Trotz «Datenschutz-Grundverordnung» und dem Ablenkungsinstrument «Einkaufstourismus-Studie» bleiben die «Telefonieausfälle» das dominierende Thema.
Seit Jahrzehnten kämpft der öffentliche Verkehr für mehr Geld. 2018 heisst es plötzlich: «Wir brauchen nicht mehr Geld, sondern freie Fahrbahnen». Die Aussage erfolgt vor dem Schweizer «Postauto-Skandal». Durch «Buchhaltungstricks» erschleicht sich Postauto Schweiz Subventionen vom eigenen Staat und buttert dieses Geld in den «defizitären Betrieb» des Liechtensteiner Busnetzes.
Wegen eines Streits mit der Regierung gibt der LSV an der Delegiertenversammlung im Juni bekannt, das «Liechtenstein-Logo» nicht mehr auf den Skianzügen zu tragen. Der LSV reicht gleich auch noch «Beschwerde» beim Staatsgerichtshof gegen die Regierung wegen 50‘000 Franken ein. Mit dem «Lichterzauber» ist die neue Vaduzer «Weihnachtsbeleuchtung» gemeint, die 800'000 Franken kostet. «Peanuts» für Vaduz. Hätte Vaduz den gleichen Betrag beim «Tour-de-Ski-Projekt» gesprochen, gäbe es «Erleuchtung» und eine «Loipe» im Städtle.
Das zweite «300-Jahr-Projekt» «Lebenschance» der elf Gemeinden hat keine Chance. Einen «Plan C» bzw. ein drittes Projekt werde es nicht geben, sind sich die Vorsteher einig. Wegen der «Altersdemografie» wird in den meisten Gemeinden das Mindestalter für den Altersausflug «Ehre dem Alter» von 65 auf 70 Jahre erhöht. Nicht erhöht wird dagegen der «Reisespesen-Posten» für die Ausflüge der Regierung. Das «reiche Luxemburg» ist bereit, dem «armen Liechtenstein» unter die Arme zu greifen und würde sogar den Flug zum deutschsprachigen «Justizministertreffen» sponsern.
«Zirkusdirektor» Rainer Vollkommer schöpft am «Weltfrauentag» aus dem Vollen und lässt die die Puppen tanzen. Beim Wirtschaftsforum für Frauen heisst es: «Wir müssen die Welt verändern und nicht die Frauen». Das „Aussenbeschallungsverbot“ bewegt die Fasnächtler und den Schaaner Narren-Pressesprecher zur Aussage: «Als ob das Hören von Schlagern wie ‘Zehn nackte Frisösen’ ein Menschenrecht ist». Gleichtags setzt sich Elias Kindle vom «Privatkindergarten» Fuchsbau für «Bildungsgutscheine» ein. Wohl kein Zufall.
Eine Balzner Bank lockert die «Bekleidungsvorschriften». Turnschuhe und Poloshirt statt Anzug und Krawatte. Jüngere Geschäftskunden mit «Fintech- oder Blockchain-Hintergrund» bewegen sie zu diesem Schritt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo «Funklockrepublik» auf Platz zwei der Wortwahl steht und für negative Stimmung sorgt, steht die Wortwahl von «Blockchain-Euphorie» in Liechtenstein auch stellvertretend für die vielen anderen Ideen und Innovationen im Land und damit für eine positive Zukunft.
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