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Innovationsweltmeister in Zeiten der Digitalisierung

«Das heisst: nicht Programmieren in der Grundschule, sondern Teamfähigkeit trainieren.»
Andreas Ettemeyer
Andreas Ettemeyer, NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs

Die Schweizer Industrie ist seit Jahren Innovationsweltmeister. Über diese Tatsache dürfen wir uns freuen und auch etwas stolz sein. Dieser Indikator beruht unter anderem auf der Anzahl von Patenten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dies sind allerdings keine Messgrössen, die direkt etwas über das wirtschaftliche Potential einer Gesellschaft aussagen. Im Gegenteil, nach Berichten wächst die Produktivität in der Schweiz langsamer als in anderen Regionen Europas und nach wie vor werden wichtige Industriebetriebe aus der Schweiz ins Ausland verlagert. 

Innovationen und Spitzentechnologie alleine sind daher noch kein Garant dafür, dass unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt.

Seit einigen Jahren beherrschen Themen wie Digitalisierung und Industrie 4.0 die Welt. In allen Medien und Veranstaltungen werden Schlagworte und prominente Beispiele von disruptiven Geschäftsmodellen diskutiert. Und es wird argumentiert, dass die Entwicklung der Digitalisierung massiven Einfluss auf die industrielle Produktion haben, gar einer Revolution gleichkommen wird.  Tatsächlich investieren viele grosse Unternehmen massiv in digitale Prozesse. Bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) lösen diese Entwicklungen verständlicherweise Sorgen und Ängste aus.

Inzwischen scheint die Diskussion wieder etwas mehr Boden unter die Füsse zu bekommen. Wir erkennen, an welchen Stellen in den Unternehmen uns die – in Wirklichkeit gar nicht so neuen – digitalen Technologien nützen und wie wir sie gewinnbringend einsetzen können. Wir lernen, dass es einem Unternehmen nichts bringt, auf unproduktive Abläufe einfach digitale und vernetzte Systeme aufzustülpen. Wir beginnen, wieder genauer hinzuschauen und auszuwählen, wo und wie wir die Prozesse in den Betrieben optimieren.

Dabei wird eines deutlich: für die erfolgreiche und gewinnbringende Umsetzung der neuen vernetzten und digitalen Technologien rücken bestimmte Kompetenzen in den Vordergrund: vernetztes und ganzheitliches Denken, Denken in Systemen, Verbindung von Wissen aus unterschiedlichsten Disziplinen, Querdenken, Kreativität. Um die digitale Welt von morgen zu beherrschen und für uns nutzbar zu machen, müssen wir deshalb in diese Kompetenzen investieren.

Hier liegt aus meiner Sicht ein grosses Potential für unser Land. Unsere Ausbildung ist sehr praxisorientiert. Unser duales Bildungssystem mit Berufsausbildung in den Betrieben und darauf aufbauenden Vertiefungen in Schulen und Hochschulen fördert ein «geerdetes» Wissen und Handeln, fördert die Verbindung zwischen Praxis und Theorie. Dieses Bildungssystem ist beispielhaft und viele Länder schauen neidvoll darauf. Wir sollten diesen Weg konsequent weitergehen. 

Das heisst: nicht Programmieren in der Grundschule, sondern Teamfähigkeit trainieren. Nicht immer früher und immer mehr Fachwissen eintrichtern, sondern projektorientiertes und vernetztes Lernen im Team üben. Ja, Fachwissen und Spezialisierung sind wichtig, aber zur rechten Zeit. Zunächst müssen wir die Grundkompetenzen entwickeln, die uns als Menschen ausmachen: soziales Agieren, Empathie, Begreifen der Welt (im wörtlichen Sinn), Zusammenhänge erkennen, Neugier, Frustrationstoleranz. Dann können wir später jede Fachkompetenz erlernen und gleichzeitig in das Gesamtsystem einordnen. 

Ich bin überzeugt: damit werden wir uns in jeder modernen Welt bewegen und behaupten können und die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung nach unseren Vorstellungen nutzen. Damit wir am Ende sagen können: wir sind Innovationsweltmeister und wir setzen unsere Innovationen auch in Wertschöpfung zum Wohle unserer Gesellschaft um. 

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