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Fake News: Manipulative Absichten

«Passen wir nicht auf, ersetzt Gewalt die Suche nach gemeinsamen Lösungen?»

Wer den internationalen oder nationalen Diskurs derzeit verfolgt, kommt schwerlich um den Begriff «Fake News» herum. Dabei geht es inhaltlich um nicht nur falsche Nachrichten, sondern um gezielt verbreitete gänzlich erfundene oder um eine Kernwahrheit platzierte Meldungen mit manipulativer Absicht. Eine gefährliche Entwicklung.

Dass der Begriff in dieser Schwere und Bedeutung auftaucht und seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zum täglich Brot gehört, wäre ohne den Aufstieg der sozialen Medien kaum vorstellbar. Mit diesen ist die Verbreitung einer reinen Unwahrheit oder einer bis zur Unkenntlichkeit verdrehten Kernwahrheit ein leichtes geworden. Ungeprüft kann eine frei erfundene Nachricht blitzschnell an unzählige Leserinnen und Leser verbreitet werden. Die Bösartigkeit von Fake News, der gewollt manipulative Charakter und das gewünschte manipulierte Ziel wird durch die exponenzielle Weiterverbreitung erst möglich.  
Doch erst die Aufnahme durch eine manipulationsbereite Öffentlichkeit befeuert schliesslich Fake News und macht aus diesen gelebte Realität mit allen Konsequenzen. Eine Nachricht muss, um ihre Wirkung zu entfalten, auf aufnahmebereiten, fruchtbaren Boden fallen.
Manipulative Kraft
Hier wird es knifflig. Warum sind Menschen derart manipulations-
bereit? Meist, so ist mit Blick in die Kommentarspalten der Online-Portale zu vermuten, weil es ihrem eigenen Bild von Welt und Weltöffentlichkeit entspricht. Die News sind deshalb wirkungsvoll, weil sie ins Weltbild der dafür geneigten Empfänger passen. Sie treffen auf ein entsprechendes Rezeptoren-Gen der Konsumenten. Dass unterschiedlichste Informationen vom gleichen Vorgang je nach menschlicher Vorgeschichte und dem entsprechenden Erfahrungsschatz verschieden wahrgenommen werden, ist eine Binsenweisheit. Man betrachte nur teilweise völlig unterschiedliche Zeugenaussagen von ein und demselben Vorfall. Die Krux an heutzutage meist politisch orientierten Fake News liegt darin, dass damit solche «Wahrheiten», welche im Innern des geneigten Lesers schlummern, aktiviert, ausgebaut, verfestigt und vor allem auch radikalisiert werden. Je mehr diese innere Wahrheit aktiviert wird, je glaubwürdiger wird sie. Ganz gleich, ob sie real ist oder nicht. 
Grundsätzlich ist niemand gänzlich dagegen gewappnet. Aber die manipulative Kraft solcher Nachrichten ist nicht bei jedem gleich hoch. Einige saugen euphorisch jede Neuigkeit förmlich auf, sobald sie in ihr inneres Weltbild passt, während andere je radikaler die Nachricht je skeptischer werden. Dritte schliesslich lehnen jene Nachrichten entschieden ab, da sie ihrem Welt- und Eigenbild und ihrer Wahrnehmung absolut nicht entsprechen. 
Gefahr von Radikalität
Im Ergebnis entfernen sich so die politischen Pole voneinander. Die zunehmende Polarisierung und damit einhergehend auch die zunehmende Gewaltbereitschaft, welche beispielhaft die USA derzeit heimsucht, ist das greifbarste Ergebnis dieser unterschiedlichen Wahrnehmung von unterschiedlichen Wahrheiten. Ein politischer Diskurs ist schwierig. Das war schon immer so. Und es kann anstrengend sein, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Doch das sind noch unterschiedliche Meinungen. Werden Meinungen durch angebliche Fakten – eben auch gänzlich unwahren Gehalts – untermauert, wird Überzeugung zu Radikalität überhöht und ein Diskurs unmöglich. Aus einer ursprünglichen Passion wird Fanatismus. 

Passen wir nicht auf und geben nicht Gegensteuer, verlieren wir die Kraft für sachliche Auseinandersetzungen, dann ersetzt Intoleranz und Radikalität bis hin zu Gewalt die Suche nach gemeinsamen Lösungen. Das ist im Ausland und im Inland so. Die Konsequenzen tragen wir am Ende alle. 

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