Digitaler Gesundheitsnutzen

Big data und Robo-Advisor, selbstfahrende Autos, automatische Gesichtserkennung, digitaler Orchester-Dirigent, Fintechs oder Industrie 4.0. – das Phänomen «Digitalisierung» ist allgegenwärtig und dominiert die öffentliche Debatte in allen Arbeits- und Lebensbereichen. Inzwischen gibt es gute und nützliche Anwendungen an Schnittstellen, die für alle einen echten Mehrwert bedeuten. Dabei stelle ich generell immer wieder unterschiedliche Geschwindigkeiten im digitalen Fortschritt fest. Der Speed variiert von Branche zu Branche, von Land zu Land und von Region zu Region. In Deutschland zum Beispiel wirkt seit einiger Zeit eine digitale Kostenbremse im Gesundheitswesen. Laut Erkenntnissen des Berliner Tele-Medizindienstleisters Medexo, bei dem ich mich persönlich engagiere, wurden in Frankreich bisher drei Mal weniger Knieprothesen als in Deutschland implantiert. Innerhalb von Deutschland selber operieren Chirurgen laut Statistiken mancherorts gar acht Mal mehr als anderswo im Land.
Die Politik in unserem Nachbarland hat inzwischen reagiert und eine medizinische Zweitmeinung vor manchen Operationen zur gesetzlichen Pflicht erklärt. Dabei darf der Zweitmeiner nicht Weiterbehandler sein, um eine unbefangene, objektive Diagnose zu garantieren. Die Kosten für die Zweitmeinung müssen die Krankenversicherer übernehmen. Eine kürzlich verfasste Studie mit anonymisierten Patientendaten des Zweitmeinungs-Portals Medexo zeigt ermutigende Ergebnisse: Zum einen waren 89 Prozent der Patienten mit der Dienstleistung zufrieden oder sehr zufrieden. Ein wichtiger Grund dürfte die Tatsache sein, dass die digitale Zweitmeinung durchschnittlich bereits nach fünf Tagen beim Patienten eintrifft und diese von Spezialisten in verständlicher Sprache verfasst ist. Zum anderen wurden satte zwei Drittel der medizinischen Erstempfehlungen für Operationen von der Zweitmeinung nicht bestätigt. Damit wurden Patienten von unnötigen Eingriffen und Operationen abgehalten. Das entsprechende Potenzial für Kostensenkungen im Gesundheitssystem dürfte beträchtlich sein. Die ausgewerteten Patientendaten stammten aus dem Zeitraum zwischen 2011 bis 2016.
Initiative von Ärzten
Wie hat der Gesundheitsmarkt in Deutschland bisher auf solche neuen digitalen Möglichkeiten reagiert? Es sind die Ärzte selber, welche den Nutzen der Digitalisierung verstanden haben. Medexo ist auf Initiative von Ärzten entstanden. Aktuell befinden sich über 80 führende Spezialisten im Netzwerk von Medexo. Sie bieten telemedizinische Zweitmeinungen in über 20 Fachdisziplinen an. Diese Mediziner haben erkannt, dass die Digitalisierung eine Verknüpfung und Auswertung von Patientendaten in einer ganz neuen Dimension ermöglicht. Sie macht langfristig Früherkennungen und die rechtzeitige Anwendung von neuen, immer spezifischeren Therapien möglich. Mit der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit, mit der sich das medizinische Wissen täglich erweitert, können so auch hochspezialisierte Ärzte mit diesen digitalen Wissensplattformen ihre Kompetenz permanent auf höchstem Niveau halten und weltweit einsetzen.
Liechtenstein ist reif
Ein weiterer, entscheidender Vorteil der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die Transparenz. Die telemedizinische Zweitmeinung spart nicht nur Kosten. Sie macht auch Diagnosen und deren Folgekosten transparenter. Zudem ist medizinisches Wissen kein Privileg mehr von Ärzten, sondern Allgemeingut im Netz. Die Eigenverantwortung jedes Einzelnen wird gestärkt. Der Patient kann sich umfassend informieren und die richtigen Fragen stellen. Sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein ist das Gesundheitswesen seit Jahren Gegenstand recht heftiger Diskussionen. Beide Länder haben in meinen Augen die Reife erlangt, um das grosse Potenzial der Digitalisierung in ihrem Gesundheitsmarkt zu evaluieren und zu erkennen. Eine solche Evaluation geht weit über die Kostenfrage hinaus und kann zum unbestreitbaren Nutzen und Mehrwert aller Beteiligten beitragen.
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