André Wyss wird neuer Implenia-Chef

Der Führungswechsel ist keine Überraschung. Affentranger hat bereits Anfang 2016 angekündigt, dass er in rund zwei Jahren als Chef von Implenia zurücktreten will. Der Verwaltungsrat hat deshalb schon vor einiger Zeit die Suche nach einem Nachfolger gestartet, wie Implenia am Mittwoch mitteilt.
Der neue Konzernchef Wyss verfügt laut Mitteilung über eine jahrzehntelange internationale Führungserfahrung in unterschiedlichen Funktionen. Bis im Frühjahr 2018 war er Mitglied der Konzernleitung von Novartis. Dort leitete der 51-jährige Schweizer die gesamte Produktion von Novartis, die zentralen Konzerndienste sowie Corporate Affairs, mit weltweit fast 40'000 Mitarbeitern. Parallel dazu war er Länderpräsident von Novartis Schweiz.
Wenn Wyss sein neues Amt beim Baukonzern am 1. Oktober antritt, tritt er in grosse Fussstapfen. Sein Vorgänger Anton Affentranger hat nämlich den Baukonzern seit seinem Entstehen 2006 geprägt wie kein anderer. Der damalige Zschokke-Präsident Affentranger war dabei nicht nur der Architekt der Fusion des Genfer Bauriesen mit der Basler Batigroup. Er hat danach auch viel Gestaltungswillen bewiesen und war schlicht im Unternehmen die bestimmende, starke Figur.
Affentranger führte Implenia zur Grösse
Unter seiner Führung wuchs Implenia von 2 auf rund 4 Milliarden Franken Umsatz. Zudem wurde unter seiner Ägide die Expansion ins Ausland vorangetrieben. Er hat auch mit einer Abwehrschlacht gegen den Hedgefonds Laxey den Baukonzern vor der Zerschlagung gerettet. Der aktivistische Investor Laxey wollte 2009 den Baukonzern erobern und stückweise verkaufen. Verwaltungsratspräsident Hans Ulrich Meister dankte im Communiqué Affentranger denn auch für seine langjährige und erfolgreiche Tätigkeit.
Nur ruhm- und erfolgreich war die Ära Affentranger bei Implenia jedoch nicht. Affentranger bewies mehrfach seinen alleinigen Führungsanspruch im Unternehmen. So übernahm er 2009 als Verwaltungsratspräsident in einer Notfallübung auch den CEO-Posten. Auslöser war ein Eclat. Nachdem nämlich der langjährige Zschokke- und Implenia Chef Christian Bubb 2009 altershalber zurücktrat, hielt es sein Nachfolger Werner Karlen nur gerade zwei Monate beim Baukonzern aus.
Auch Hans Peter Fässler, der den Interims-CEO Affentranger ablöste, suchte bereits nach 13 Monaten nach enttäuschenden Halbjahreszahlen Ende 2011 das Weite. Danach übernahm Affentranger erneut die Leitung, gab jedoch das Amt des Verwaltungsratspräsidenten auf. Dies offenbar ohne seinen bestimmende Position im Unternehmen einzubüssen, wie spätestens im Februar 2016 klar wurde. Damals trat Implenia-Präsident Hubert Achermann per sofort zurück. Grund war gemäss Medienberichten ein verlorener Machtkampf mit Affentranger. Achermann soll versucht haben, diesen zu entmachten.
Beginn einer neue Ära
Affentranger kündigte damals an, dass auch er nur noch rund zwei Jahren Implenia-Chef bleiben wolle. Mit etwas Verzögerung hat er diese Ankündigung jetzt eingelöst. Affentranger scheidet ganz aus dem Unternehmen aus. Ein Comeback als Implenia Verwaltungsrat sei weder vorgesehen noch geplant, sagt Implenia-Sprecher Urs Knapp auf Anfrage von AWP.
Ein Indiz für den Beginn einer neuen Ära bei Implenia ist auch, dass der Verwaltungsrat bei der Ernennung des Nachfolgers nicht den Wünschen des Noch-Implenia Chefs nachgekommen ist. Er hoffe, dass eine interne Nachfolgelösung gefunden werde, sagte Affentranger im Frühjahr 2016. Mit André Wyss übernimmt jetzt ein Externer und vor allem Branchenfremder seinen Posten. (sda/awp)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.