Schau zu Basels geheimnisvollen Wasserfunden
Das älteste Exponat der Ausstellung "Aufgetaucht - Basels geheimnisvolle Wasserfunde" ist eine versteinerte Palme. Die jüngsten Fundstücke wie Sonnenbrillen oder Velos waren erst vor ein paar Tagen an einer "Rheinputzete" von Tauchern und Fischern aus dem "Bach" - wie Basler ihren Rhein liebevoll nennen - gezogen worden.
Was auf den ersten Blick nach Zufalls-Sammelsurium klingt, hat in der zum Museum umfunktionierten Barfüsserkirche System. In der Eingangshalle dokumentieren algenbehangene neue Fundstücke Verluste und Wegwerfmentalität, während im Untergeschoss raumgreifend Geschichten aus diversen Perspektiven nacherzählt werden.
Historisches Mäandrieren
Die versteinerte Palme etwa erinnert daran, dass das enge Rheinknie erst rund 4000 Jahre ein solches ist; davor floss der Rhein in weiterem Bogen nach Norden. Entsprechend tauchen laut Kuratorin Pia Kamber Rheingrund-Trouvaillen heute teils in Wohnquartieren weitab vom Bach bei Bauvorhaben und Aushubarbeiten auf.
Auch unterhaltsame Kontraste sind ab Donnerstag und bis am 3. März zu sehen: Ein Mammut-Zahn gehört ebenso zu den Fundstücken wie eine jüngere Dentalprothese. Korrodierte Revolver sollte der Rhein zum Verschwinden bringen, während jahrtausendealte Schwerter so wertvoll waren, dass sie wohl mit abergläubischem Hintergrund geopfert wurden.
Ganze Kriminalfälle hat der Bach indes wieder herausgerückt, wenn Taucher fündig wurden: Von einem schlagzeilenträchtigen Einbruch von 1960 sind Tresorteile und Schweissgeräte samt einem erklärenden Video zu sehen. Das älteste menschengemachte Exponat ist derweil ein rund 100'000 Jahre altes steinernes Hackmesser eines Homo Erectus.
Hitlerrelief und Rasierklingen
Thematisiert werden aber auch ökologische Fragen, etwa die Veränderung der Fischfauna wegen des Umgangs der Leute mit dem Rhein oder jüngere Gefahren wie mikroskopische Plastikfetzen, mit denen das Rheinwasser inzwischen stark belastet ist. Ein Vortrag zu letzterem ist Teil des breiten Rahmenprogramms der Ausstellung.
Offen bleibt mancherlei Herkunft, etwa jene eines A4-grossen Hitler-Portrait-Reliefs, das unterhalb der Mittleren Brücke aus der Strömung gefischt wurde. Bei der Badeanstalt Breite hatte ein Sadist gar Rasierklingen verstreut. Weniger überraschen Flaschen, Handies, Uhren, Hals- und Ohrschmuck oder Fischereiutensilien vom Rheingrund.
Ein Raum ist emotional gehalten: Dort lässt sich aus erster Hand nachlesen, warum heute lebende Personen bestimmte Objekte bewusst und gezielt in den Bach geworfen haben - zum Beispiel den Ehering nach einer Trennung. Der Raum wird beschallt mit echten Tonaufnahmen aus dem Rhein, vom Kieselrieseln bis zur Schiffsdurchfahrt.
Entsorgung als Motiv ist allerdings verbürgte Hauptursache für den Rhein als "eine Art Stadtarchiv", wie es Kamber nannte, wurden Fliessgewässer doch jahrhundertelang wie später die Kanalisation zur Abfallentsorgung genutzt. Echte archäologische Unterwassergrabungen habe es im Basler Rhein bisher keine gegeben.
www.hmb.ch (sda)
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