80 Jahre Rätoromanisch als Landessprache
Vor 80 Jahren ist das Rätoromanische als Schweizer Landessprache anerkannt worden. In einer Volksabstimmung von 1938 sagten 92 Prozent dazu Ja.
Die Lia Rumantscha wolle aber nicht in die Nostalgie verfallen, sagte Präsident Johannes Flury am Montag vor den Medien in Bern. Sie wolle vorwärts schauen, denn die rätoromanische Sprache stehe vor grossen Herausforderungen.
Abwanderung aus den Tälern
Mindestens ein Drittel der rätoromanischen Bevölkerung lebt heute ausserhalb des traditionellen Verbreitungsgebiets der Sprache. Die Schweiz als Ganzes sei deshalb als Gebiet der vierten Landessprache anzusehen, sagte Flury. In den Agglomerationen müsse es überall möglich sein, dass romanisch aufwachsende Kinder eine entsprechende Schulung erhielten.
"Ein Angebot in heimatlicher Sprache und Kultur existiert in vielen Sprachen und Kulturen, wieso nicht in Romanisch, immerhin eine der vier Landessprachen?", fragte der Präsident der Lia Rumantscha. Er fügte an, das richte sich keineswegs gegen Bildungsangebote in Minderheitensprachen wie dem Albanischen.
Mehr Bundesgelder
Konkret fordert die Lia Rumantscha mehr finanzielle Mittel des Bundes, um Angebote zu schaffen, die Rätoromaninnen und Rätoromanen in der "Diaspora" zur Pflege und Weitergabe ihrer Sprache animieren. Generell soll der Bund mehr Verantwortung für eine viersprachige Schweiz übernehmen.
Vom Kanton Graubünden verlangt die Vereinigung, dass er dem Schutz der Minderheitensprachen eine höhere Priorität einräumt. Im Stammgebiet - den Dörfern und Tälern - soll sichergestellt werden, dass die Kindern nach den Gemeindefusionen weiterhin Rätoromanisch in der Schule lernen.
Nein zu "No Billag"
Wichtig sind für die Lia Rumantscha aber auch die Medien. Diese seien ein zentraler Bestandteil der Vitalität einer Sprache, sagte Generalsekretär Martin Gabriel. Eine Sprache könne nur überleben, wenn sie gesprochen und geschrieben werde. "Wir haben heute einen einzigen Wunsch an die Schweizer Bevölkerung: ein Nein zur No-Billag-Initiative."
Für die Lia Rumantscha ist das Rätoromanische ein Teil dessen, was die Schweiz ausmacht. 1938 sei die Anerkennung als Landessprache ein Bekenntnis zu einer unabhängigen, selbstständigen Schweiz gewesen, stellte Flury fest. 2018 sei es ein Bekenntnis zu einer Schweiz, die sich nicht auf eine Sprache, einen Landesteil oder eine Kultur reduzieren lasse, sondern in der Vielfalt ihr Eigenes sehe.
Sprachen als Kollektivbesitz
Der Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli zitierte den Schriftsteller Peter Bichsel, der die Viersprachigkeit als eine Art "Kollektivbesitz" der Schweizerinnen und Schweizer bezeichnete. Die Schweiz sehe sich als eine Nation, die den Zusammenhalt von Land und Leuten ermögliche und fördere, indem sie allen einheimischen Bevölkerungsgruppen und ihren Sprachen respektvoll einen wichtigen Platz einräume und so Individualität und Vielfalt zulasse, sagte er.
Die Lia Rumantscha war 1919 gegründet worden. Sie widmet sich der Pflege und Förderung der Sprache. Das Ziel sei, dass die Frage "Sie sprechen das wirklich?!" auch in 80 Jahren noch bejaht werde, sagte Flury. Das Rätoromanische ist die Hauptsprache von rund 60'000 Personen, etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung. (sda)
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