Paraguay rudert bei Israel-Botschaft zurück
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete daraufhin die Schliessung der israelischen Botschaft in Paraguay an. Die Palästinenserführung kündigte hingegen die Eröffnung einer Botschaft in dem südamerikanischen Land an.
Abdo Benítez hatte Mitte August sein Amt angetreten. Er gehört wie sein Vorgänger Horacio Cartés der seit Jahrzehnten nahezu ununterbrochen regierenden Colorado-Partei an. Cartés hatte erst im Mai die Botschaft in Jerusalem eingeweiht.
Mit der Rückverlegung der Botschaft nach Tel Aviv solle zu den diplomatischen Bemühungen um einen "umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden" in der Region beigetragen werden, erklärte die Regierung in Asunción.
Analog zu 85 anderen Staaten
Asuncion verwies auf die langen freundschaftlichen Beziehungen zu Israel. "Ich denke, das sollte unsere israelischen Brüder und Freunde nicht verärgern", sagte Aussenminister Luis Castiglioni bei einer Pressekonferenz. "Mehr als 85 Staaten haben ihre Botschaften in Tel Aviv gelassen und wir sind historische Verbündete." Es dürfe nicht vergessen werden, dass "Paraguays Stimme die entscheidende Stimme bei der Gründung Israels war", fügte der Minister hinzu. Er bezog sich auf eine Abstimmung bei der Uno 1947.
Paraguay sei in seiner internationalen Politik stets verlässlich gewesen, sagte Castiglioni weiter. Der Entscheid von Cartés sei dagegen eine "Verzerrung dieser Tradition und Kultur des Respekts des internationalen Rechts" gewesen.
Aus Israel kam jedoch scharfe Kritik: Die Entscheidung Paraguays werfe einen Schatten über die Beziehungen zwischen beiden Ländern, hiess es aus dem Büro Netanjahus.
Die Palästinenser reagierten erfreut auf die Ankündigung aus Südamerika. Aussenminister Rijad al-Maliki sagte laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Wafa, die Palästinenser wollten "unverzüglich" eine Botschaft in Paraguay eröffnen. Dies habe Palästinenserpräsident Mahmud Abbas angeordnet, um die "mutige Entscheidung der paraguayischen Regierung zu würdigen".
USA brechen Gepflogenheit
Nach den USA und Guatemala hatte Paraguay im Mai als drittes Land seine Botschaft nach Jerusalem verlegt. International war es jahrzehntelang üblich, dass Staaten ihre diplomatischen Vertretungen in Israel in Tel Aviv ansiedeln. US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember mit diesem Konsens gebrochen und den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem angeordnet.
Die umstrittene Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem am 14. Mai führte zu blutigen Unruhen. Im Grenzgebiet zwischen dem Gazastreifen und Israel wurden bei der Niederschlagung der Proteste durch die israelische Armee rund 60 Palästinenser getötet. Zwei Tage später verlegte dann auch Guatemala seine Botschaft in Israel nach Jerusalem.
Sowohl Israel als auch die Palästinenser beanspruchen Jerusalem als Hauptstadt für sich. Der Streit ist eines der Haupthindernisse für eine Lösung im jahrzehntelangen Nahost-Konflikt. (sda/afp)
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