Mladic zu lebenslanger Haft verurteilt
In Srebrenica hatten bosnisch-serbische Truppen etwa 8000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen nach 1945 in Europa. Mladic war danach als "Schlächter vom Balkan" bezeichnet worden.
Mladic war Oberkommandant der bosnischen Serben während des Krieges von 1992 bis 1995 mit etwa 100'000 Todesopfern und über zwei Millionen Vertriebenen. Die Richter unter Vorsitz des Niederländers Alphons Orie sahen die Schuld des Angeklagten als zweifelsfrei erwiesen an. "Das Gericht verurteilt den Angeklagten daher zu einer lebenslangen Haftstrafe", sagte Orie.
Zuvor hatte der Angeklagte für einen Eklat gesorgt. Der Vorsitzende Richter Orie liess ihn aus dem Gerichtssaal entfernen, nachdem Mladic lautstark protestiert hatte. Die Verteidigung hatte zuvor erfolglos gefordert, die Urteilsverkündung abzukürzen, weil der Blutdruck des Angeklagten gefährlich hoch sei.
Das Gericht setzte die Verlesung des Urteils dann ohne Mladic fort. Dieser will Berufung gegen das Urteil einlegen. Das teilten sein Verteidiger sowie der Sohn mit. Das Gericht habe die Tatsachen falsch bewertet, erklärte Darko Mladic: "Gerechtigkeit wurde durch Propaganda ersetzt."
Auch Mord, Vertreibung und Folter
Mladic wurde schuldig gesprochen für Verbrechen wie Mord, Vertreibung, Folter - dazu gehört auch die über drei Jahre dauernde Belagerung und der Dauerbeschuss von Sarajevo mit etwa 10'000 Todesopfern.
Im Juli 1995 schliesslich hatten serbische Einheiten unter seinem Kommando die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica überrannt und kurz darauf Tausende muslimische Männer und Jungen ermordet. Die niederländischen UNO-Blauhelme hatten sich damals kampflos ergeben.
Ziel aller Kriegsverbrechen von Mladic und seinen Offizieren war nach Überzeugung des Gerichts, Muslime und Kroaten aus den von Serben in Bosnien beanspruchten Gebieten zu vertreiben. Dazu sei ihnen jedes Verbrechen recht gewesen.
Mladic war erst 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden. Er selbst hatte stets seine Unschuld beteuert. Er habe sein Volk nur verteidigt, sagte er. Es gilt als sicher, dass er gegen das Urteil Berufung einlegen wird.
Bereits 2016 war sein politischer Chef, der damalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, für eine fast identische Anklage zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
"Sieg für Gerechtigkeit"
UNO-Menschenrechtskommissar Said Raad al-Hussein bezeichnete die Verurteilung Mladics als monumentalen Sieg für Gerechtigkeit. "Mladic ist der Inbegriff des Bösen, und die Verurteilung von Mladic ist der Inbegriff für internationale Gerechtigkeit", sagte Said Raad al-Hussein am Mittwoch in Genf.
Mladic sei für einige der schlimmsten Verbrechen in Europa nach Ende des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gewesen. Er habe Tausenden Menschen Tod und Zerstörung angetan. Das Trauma der Opfer sei unbeschreiblich.
Umso wichtiger ist nach den Worten des UNO-Menschenrechtskommissars die gerichtliche Aufarbeitung des Falles. "All jene, die heutzutage internationale Verbrechen in so vielen Situationen auf der ganzen Welt begehen, sollten dieses Resultat fürchten", erklärte er. Die Verantwortlichen für Gräueltaten könnten der Justiz nicht entkommen.
Serbischer Präsident zurückhaltend
Der in Serbien fast alles entscheidende Staatspräsident Aleksandar Vucic reagierte zurückhaltend. Auch wenn "wir nicht die Verbrechen rechtfertigen dürfen, die einige im serbischen Namen begangen haben", würden die serbischen Opfer in allen Jugoslawien-Kriegen vom Ausland nicht ähnlich behandelt wie die Opfer anderer Nationen. "Wir müssen uns um die Achtung unserer eigenen Opfer selbst kümmern", sagte er am Mittwoch in Novi Sad.
Der Prozess gegen Mladic war der letzte Völkermord-Prozess des UNO-Tribunals. Ende des Jahres wird das Gericht nach 24 Jahren seine Arbeit abschliessen. Wegen des Völkermordes in Srebrenica waren mit Mladic 16 Personen schuldig gesprochen worden. (sda/dpa/afp)
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