Frauenbilder im Kunst Museum Winterthur
"Me too"-Bekenntnisse, Gleichstellungsfragen und andere Sexismusdebatten sensibilisieren das Publikum zu einer kritischen Sicht auf die Darstellung der Frau in den bildenden Künsten. Ohne irgendein plakatives Ausstellungsmotto geht es im Kunst Museum Winterthur gleich zur Sache: zur Rolle der Frau in Kunstwerken seit dem 16. Jahrhundert aus Winterthurer Sammlungen.
In der von Direktor Konrad Bitterli und Andrea Lutz mit wunderbar lockerer Hängung und loser Chronologie kuratierten Übersicht reiben sich zarte Entblössung und verführerische Pose, keusche Idealisierung und lustvolle Betrachtung spannungsvoll aneinander.
Bis tief ins 20. Jahrhundert hinein herrscht der männliche Blick auf die Frau als Heilige und Mythos, Modell, Muse, Ehefrau oder Geliebte vor. Das bunte Panorama der rund siebzig Exponate spannt einen weiten Bogen von historischen Madonnenbildern über allegorische Darstellungen bei Arnold Böcklin und Hans Sandreuter bis zum Westschweizer Félix Vallotton, der in Paris zu den führenden Nabis zählte.
Künstlerinnen mit neuen Medien
Zeitgenössische Positionen von schweizerischen und internationalen Künstlerinnen legen als anregende Interventionen mit neuen Medien den genderspezifischen Blick der Frau frei.
So spielt etwa Candice Breitz in der Zweikanal-Videoinstallation "Becoming Julia" die Schauspielerin Julia Roberts in Marshalls Liebeskomödie "Pretty Woman" auf distanzierend unsinnliche Weise nach.
Sylvie Fleury verbindet den aus der Parfumwerbung entlehnten Schriftzug "Obsession" als monumentale Wandinstallation mit der materialisierten Shoppingszene "Allure Chanel Elite" zu einer weiteren Dokumentation eines betont femininen Menschenbildes.
Historische Porträtminiaturen
Das Video "I‘m not the girl who misses much" (1986) von Pipilotti Rist dialogisiert mit Fotografien von Nan Goldin, die Videoinstallation "Mirror Mirror on the Wall" (2010) von Olga Titus integriert sich kritisch in die subtile Sonderausstellung "The Female Touch - Porträtminiaturen" mit historischen Frauenbildern.
Dass Ehen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in aristokratischen und grossbürgerlichen Kreisen häufig nur mittels gemalter Porträts geschlossen wurden, mag im Zeitalter des Online-Datings besonders beeindrucken. Mit eigenen Arbeiten ragt die Venezianerin Rosalba Carriera (1675-1757) hervor, die eine solche mit Miniaturbildnissen machte.
In der hauptsächlich auf Werken aus der Stiftung Oskar Reinhart basierenden Ausstellung dominieren Werkgruppen und einzelne Exponate aus dem westlichen Nachbarland. Nebst Gemälden von Pierre Bonnard, Edouard Vuillard und Félix Vallotton - darunter der Doppelakt "Le repos des modèles" - zeichnen sich auch Bronzeskulpturen von Aristide Maillol und Farblithografien von Henri de Toulouse-Lautrec durch einen voyeuristischen Männerblick aus.
Ausstellung "Räume besetzen"
Im Kunst Museum Winterthur beim früheren Stadthaus gastiert Katinka Bock bis zum 2. April mit der aus Skulpturen und Installationen bestehenden Ausstellung "Sonar / Tomorrow‘s Sculpture".
Die am selben Ort bis zum 12. August dauernde Schau "Räume besetzen. Werke von Bildhauerinnen" konzentriert sich ganz auf das 20. Jahrhundert.
Eine männliche Aktfigur (1940) von Germaine Richier bildet den Auftakt der auch mit Werken von Sophie Taeuber-Arp, Clara Friedrich, Meret Oppenheim, Isa Genzken, Ruth Vollmer oder Heidi Bucher bestückten Ausstellung. Als jüngste Künstlerin brilliert Rita McBride mit den eleganten Tannenholzskulpturen "Resonance" I-III aus dem Jahr 2006.
Verfasser: Walter Labhart, sfd (sda)
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