Vaduz und Grabs für Kooperation
Schaan. – Rund 180 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten gestern Abend der Einladung der Vaterländischen Union zur neunten Auflage der parteiübergreifenden und grenzüberschreitenden Diskussionsveranstaltung «Zeit für Liechtenstein». Diesmal war es laut VU-Präsident Adolf Heeb Zeit, um im Kleinen Saal in Schaan die Streitfrage Landesspital zu diskutieren.
Kooperationsofferte an Vaduz
Regierungsrätin Heidi Hanselmann präsentierte die Spitalstrategie des Kantons St. Gallen, welche auch in der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland mit den drei Spitälern Altstätten, Grabs und Walenstadt auf Schwerpunktbildungen und Leistungskonzentrationen setzt. Der Kanton St. Gallen sei offen für weitere Kooperationen mit dem Landesspital in Vaduz. Am 2. Februar habe der Verwaltungsrat der Spitalverbunde ein Papier im Sinne einer Kooperationsofferte verabschiedet und diese den Verantwortlichen in Vaduz zukommen lassen.
Vaduz fährt «Wettbewerbsstrategie»
Liechtensteins Gesundheitsministerin Renate Müssner sprach sich klar für einen Neubau des Landesspitals auf der Grundlage des von der Regierung im Jahre 2008 verabschiedeten Leistungsauftrags aus. Es bleibe grundsätzlich ein Belegarztspital mit einem Grundversorgungsangebot in den Bereichen Notfallversorgung im Sinne der Erstversorgung, Geburten, Akutgeriatrie, Orthopädie und Urologie. Im Bereich der Inneren Medizin soll allerdings ein Chefarztsystem aufgebaut werden. Die Kosten für den Neubau sollen sich auf rund 83 Mio. Franken inklusive Baureserve von 6 Mio. Franken belaufen. Spitzenmedizin schliesse man in Vaduz aus. Es werde auf keinen Fall eine Intensivstation geführt.
Thomas Büchel, Stiftungsratspräsident des Landesspitals, erklärte zu der von Heidi Hanselmann erwähnten Kooperationsofferte, dass 80 Prozent von diesen Vorschlägen bereits in der Vergangenheit zu Papier gebracht worden seien. Das Landesspital setze seit jeher auf Kooperation, insbesondere mit dem Spital Grabs. «Wir verfolgen keine Konkurrenzstrategie, sondern eine Wettbewerbsstrategie», betonte Thomas Büchel.
Oder doch Konkurrenzstrategie?
Yves Crippa, Chefarzt der Inneren Medizin in Grabs, sieht dies anders. Seine Patienten stammen zu 34 Prozent aus Liechtenstein. Wenn das Landesspital in seiner Strategie von einem 60prozentigen Wachstum im stationären Bereich ausgehe, dann verfolge Vaduz doch ganz klar eine Konkurrenzstrategie, betonte Crippa. Regierungschef Klaus Tschütscher doppelte nach und sagte zu Thomas Büchel, dass dieser bei der Vorstellung der Spitalstrategie anlässlich einer Regierungssitzung auf die Frage, ob es sich um eine Konkurrenzstrategie handelt, ganz einfach mit zwei Buchstaben geantwortet habe, nämlich mit Ja.
Regierungsrätin Renate Müssner erklärte, dass die der Spitalplanung zugrunde liegende Steigerung der Fallzahlen angesichts des Bevölkerungswachstums und der demografischen Entwicklung über die gesamte Lebensdauer des Neubaus gesehen werden müsse. Im Laufe der von Hansjürg Vorburger moderierten Diskussion mit viel emotionalem Zwischenapplaus von Neubaubefürwortern kristallisierte sich die Erkenntnis heraus, dass sich alle spitalpolitischen Akteure diesseins und jenseits des Rheins für eine vertiefte regionale Spitalkooperation engagieren wollen. Zudem war zu hören, dass sich niemand für eine Sanierung, sondern eigentlich alle für einen Neubau aussprechen. Eine Streitfrage trugen aber alle mit nach Hause: Für die Bürgerinitiative Pro Landesspital mit bisher 613 Anhängern sind alle Fragen in Bezug auf das Leistungsangebot geklärt. Für die kritischen Stimmen müssen aber zuerst der Kooperationswille in die Tat umgesetzt und der Leistungsauftrag in regionaler Abstimmung noch einmal neu überprüft werden, bevor das dazugehörige Haus gebaut wird. (güf)
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