Führt kein Weg an der Cloud vorbei?
Rechen- oder Speicherkapazitäten nicht von lokal installierten Rechnern zu beziehen, sondern an eine Cloud auszulagern, ist längst zum Trend geworden. Dieser geht auch an den Liechtensteiner Banken nicht spurlos vorbei – zumal die IT einen hohen Anteil an die Wertschöpfung beisteuert. Der grösste Treiber ist allerdings nicht der Kostendruck, der sich in einer Zeit anhaltender Niedrigzinsen für viele Institute verstärkt. «Als dominierenden Faktor sehe ich die Unternehmensagilität. Die Gesamtkosten sind jedoch ein wichtiger Nebeneffekt», erklärt Urs Rhyner vom Bank-IT-Dienstleister Inventx. Rhyners Fokus liegt auf Cloud und Digital Transformation. Mit zunehmender Wettbewerbsintensität müssten sich Unternehmen mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Nur so können sie sich von den Mitbewerbern differenzieren und neue Bedürfnisse am Markt schneller umsetzen. «Für diese Wettbewerbsdifferenzierung drängen sich Cloud-Services regelrecht auf», betont der Cloud-Spezialist.
Komplexere Anforderungen
Gemessen an der Verbreitung von Cloud-Lösungen befindet sich die Finanzindustrie, verglichen mit anderen Branchen, noch in einer frühen Phase. Der Grund: Die Vorteile des Cloudcomputings stossen in diesem Sektor auf besondere Herausforderungen. Es gibt ein Spannungsfeld. «Banken weisen hochintegrierte Geschäftsprozesse auf, welche mit einer komplexen Anwendungslandschaft abgedeckt werden müssen», erklärt Rhyner. Gleichzeitig herrscht eine hohe Regulationsdichte und Dynamik vor. Banken sorgen sich, ob sie diese Anforderungen erfüllen können und ob die Sicherheit gewährleistet ist. Vielfach besteht noch immer der Mythos, dass Cloud-Lösungen kompliziert und schwierig seien. Dabei ist es heute schrittweise möglich, sich dem neuen Betriebskonzept und der Cloud-Technologie anzunähern. Auf diese Weise lassen sich auch die Bedenken aus dem Weg räumen, die heute noch bestehen. «Noch immer gibt es Zweifel in puncto Sicherheit.» Dabei nehmen die Investitionen in die Sicherheit von Cloud-Betreibern solche Ausmasse an, dass dies einzelne Finanzinstitute nicht stemmen könnten. Die Lösung heisst Community-Cloud. Von den auftretenden Skaleneffekten können Finanzdienstleister profitieren. «Das Sicherheitslevel ist sehr hoch und in der Regel höher als bei lokalen Infrastrukturen», verdeutlicht Urs Rhyner. Kleinere Unternehmen verfügen nicht über die Budgets, die heute – geschweige denn morgen – für die Sicherheit nötig sind. Technisch setzen Banken vor allem auf eine hybride Infrastruktur, also die Mischung von Inhouse-, Public- und Private-Cloud-Services.
Der Weg in die Cloud
Wie Umfragen zeigen, plant die Mehrheit der Banken mit solch einer Mischform den Weg zu beschreiten. Es gibt also verschiedene Szenarien, wie Banken einzelne Cloud-Services adoptieren können. Sie können in die lokal betriebene IT-Landschaft integriert werden und so erste Erfahrungen mit Cloud-Services und dem neuen Betriebsmodell erzielen. «Grundsätzlich stellt es kein Mammutprojekt dar, das mit hohen Kosten und langen Planungs- sowie Durchführungszeiten verbunden ist», betont Rhyner. Einzelne Services lassen sich schnell und agil implementieren. «Sollten die Cloud-Lösungen nicht zielführend sein, dann besteht der Vorteil, dass Verträge kurzfristig sind. Das Agilitätsprinzip ist damit auch beim Service-Umfang und in der Bedienung von Clouds gegeben. Während Unternehmen in vielerlei Hinsicht agiler werden, geht es im Zusammenspiel von Finanzbranche und IT auch darum, den Kunden neue Services anzubieten. Hier schauen die etablierten Finanzinstitute neugierig auf die sogenannten Fintechs, die sich an dieser Schnittstelle positionieren und einfach über eine Cloud-Lösung zur Verfügung gestellt werden können. Kein Wunder also, wird die Cloud immer relevanter, um den Anschluss nicht zu verlieren.
*Urs Rhyner,
Business Manager Inventx
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