Warum «lebenslanges Lernen» auch für «Büezer» zum Muss wird
Irgendwann hat jeder genug von der Schule. Das Pauken in der Freizeit wird spätestens im Teenager-Alter für viele zur mühsamen Pflicht, nicht selten müssen Schülerinnen und Schüler dabei Themen «reindrücken», die sie nicht die Bohne interessieren. Kein Wunder, ist Schule und Lernen bei vielen mehrheitlich mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Dafür gibt es auch andere Gründe: Lange Zeit kam es nach der obligatorischen Schule zu einer Zäsur. Die besseren Schülerinnen und Schüler gehen an eine Uni oder eine Fachhochschule und belegen später Kaderjobs, die weniger erfolgreichen machen eine Lehre, beginnen in einer spezifischen Berufsrichtung zu arbeiten und haben es später schwieriger, beruflich aufzusteigen. Dieses Bild ist auch heute noch in vielen Köpfen verankert, entspricht allerdings oft nicht mehr der Realität.
Während die Hochschulen in manchen Bereichen eine Schwemme von Akademikern rausbringen, die in der Wirtschaft weniger gesucht sind und direkt nach dem Studium in die Arbeitslosigkeit rutschen, bildet eine klassische Berufslehre jene Fachleute aus, die in der Praxis immer wichtiger werden. Auch die Fachhochschulen haben diese Zeichen der Zeit erkannt und weisen in ihren Angeboten mittlerweile einen grossen Praxis-Anteil auf. Am stärksten orientieren sich Höhere Fachschulen am beruflichen Alltag, beispielsweise mit der Vorbereitung auf eidgenössisch anerkannte Berufsprüfungen, die von den jeweiligen Fachverbänden durchgeführt werden. Diese sogenannten eidgenössischen Fachausweise garantieren einen aktuellen und stets hohen Praxisbezug. Dazu kommt, dass die Studierenden in solchen Lehrgängen in den allermeisten Fällen auch während ihres Studiums in dem Bereich arbeiten, im dem sie studieren, und das erworbene Wissen damit direkt im Alltag umsetzen können.
Der viel zitierte Fachkräftemangel kann deshalb in den meisten Berufsrichtungen nicht von studierten Uni-Abgängern aufgefangen werden, sondern primär von den Fachleuten aus der Praxis. Umso wichtiger ist es, dass sich diese Berufsleute stetig fortbilden, um in der praxisorientierten Umsetzung von aktuellen und zukünftigen Trends federführend zu bleiben. Denn dieses Wissen und Können aus der Praxis ist das grosse Kapital der «Büezer» - und die Basis, um selbst in Führungspositionen aufzusteigen.
Mit einer Fülle an berufsbegleitenden Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. an Höheren Fachschulen, haben Berufsleute die Qual der Wahl, in welche Richtung sie sich weiterbilden wollen. Dabei ist es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten - mehrere hundert anerkannte Abschlüsse in der Höheren Berufsbildung stehen in der Schweiz zur Auswahl. Die meisten Schulen bieten deshalb kostenlose Weiterbildungsberatungen an, um eine möglichst zielgerichtete Entwicklung zu ermöglichen. Nur den ersten Schritt müssen die Arbeitenden selbst machen. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist es für sie auf jeden Fall nötig, fachlich am Ball zu bleiben.
Das Wissen aus einer Berufslehre, die man vor 30 Jahren mal absolviert hat, reicht heute in den meisten Fällen nicht mehr für eine ganze Berufskarriere aus. Die Spezialisierungs- und Umschulungsmöglichkeiten haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an Renommee gewonnen. Lernen ist etwas Lustvolles geworden, nicht immer, aber immer öfter. Mit der klassischen Volksschule haben die Weiterbildungen in der Höheren Berufsbildung deshalb relativ wenig zu tun. Viel eher ist der Entscheid, eine berufliche Weiterbildung zu absolvieren, in erster Linie auch etwas, das man für sich selbst tut. Ein Zeichen, sich beruflich und persönlich entwickeln und die Zukunft mitgestalten zu wollen. Das duale Bildungssystem wird in der Schweiz – und auch weit über die Landesgrenzen hinaus – als einer der entscheidenden Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes bezeichnet. Bleibt zu hoffen, dass die Politik diesen Worten auch Taten folgen lässt und die Höhere Berufsbildung künftig im selben Masse unterstützt wie die akademischen Weiterbildungen.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kommentare hinzufügen
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.