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Warum «lebenslanges Lernen» auch für «Büezer» zum Muss wird

«Am stärksten orientieren sich Höhere Fachschulen am beruflichen Alltag.»
Mathias Brändli, Höhere Fachschule Südostschweiz
Irgendwann hat jeder genug von der Schule. Das Pauken in der Freizeit wird spätestens im Teenager-Alter für viele zur mühsamen Pflicht, nicht selten müssen Schülerinnen und Schüler dabei Themen «reindrücken», die sie nicht die Bohne interessieren. Kein Wunder, ist Schule und Lernen bei vielen mehrheitlich mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Dafür gibt es auch andere Gründe: Lange Zeit kam es nach der obligatorischen Schule zu einer Zäsur. Die besseren Schülerinnen und Schüler gehen an eine Uni oder eine Fachhochschule und belegen später Kaderjobs, die weniger erfolgreichen machen eine Lehre, beginnen in einer spezifischen Berufsrichtung zu arbeiten und haben es später schwieriger, beruflich aufzusteigen. Dieses Bild ist auch heute noch in vielen Köpfen verankert, entspricht allerdings oft nicht mehr der Realität. 
 
Während die Hochschulen in manchen Bereichen eine Schwemme von Akademikern rausbringen, die in der Wirtschaft weniger gesucht sind und direkt nach dem Studium in die Arbeitslosigkeit rutschen, bildet eine klassische Berufslehre jene Fachleute aus, die in der Praxis immer wichtiger werden. Auch die Fachhochschulen haben diese Zeichen der Zeit erkannt und weisen in ihren Angeboten mittlerweile einen grossen Praxis-Anteil auf. Am stärksten orientieren sich Höhere Fachschulen am beruflichen Alltag, beispielsweise mit der Vorbereitung auf eidgenössisch anerkannte Berufsprüfungen, die von den jeweiligen Fachverbänden durchgeführt werden. Diese sogenannten eidgenössischen Fachausweise garantieren einen aktuellen und stets hohen Praxisbezug. Dazu kommt, dass die Studierenden in solchen Lehrgängen in den allermeisten Fällen auch während ihres Studiums in dem Bereich arbeiten, im dem sie studieren, und das erworbene Wissen damit direkt im Alltag umsetzen können.
 
Der viel zitierte Fachkräftemangel kann deshalb in den meisten Berufsrichtungen nicht von studierten Uni-Abgängern aufgefangen werden, sondern primär von den Fachleuten aus der Praxis. Umso wichtiger ist es, dass sich diese Berufsleute stetig fortbilden, um in der praxisorientierten Umsetzung von aktuellen und zukünftigen Trends federführend zu bleiben. Denn dieses Wissen und Können aus der Praxis ist das grosse Kapital der «Büezer» - und die Basis, um selbst in Führungspositionen aufzusteigen. 
 
Mit einer Fülle an berufsbegleitenden Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. an Höheren Fachschulen, haben Berufsleute die Qual der Wahl, in welche Richtung sie sich weiterbilden wollen. Dabei ist es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten - mehrere hundert anerkannte Abschlüsse in der Höheren Berufsbildung stehen in der Schweiz zur Auswahl. Die meisten Schulen bieten deshalb kostenlose Weiterbildungsberatungen an, um eine möglichst zielgerichtete Entwicklung zu ermöglichen. Nur den ersten Schritt müssen die Arbeitenden selbst machen. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist es für sie auf jeden Fall nötig, fachlich am Ball zu bleiben. 
 
Das Wissen aus einer Berufslehre, die man vor 30 Jahren mal absolviert hat, reicht heute in den meisten Fällen nicht mehr für eine ganze Berufskarriere aus. Die Spezialisierungs- und Umschulungsmöglichkeiten haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an Renommee gewonnen. Lernen ist etwas Lustvolles geworden, nicht immer, aber immer öfter. Mit der klassischen Volksschule haben die Weiterbildungen in der Höheren Berufsbildung deshalb relativ wenig zu tun. Viel eher ist der Entscheid, eine berufliche Weiterbildung zu absolvieren, in erster Linie auch etwas, das man für sich selbst tut. Ein Zeichen, sich beruflich und persönlich entwickeln und die Zukunft mitgestalten zu wollen. Das duale Bildungssystem wird in der Schweiz – und auch weit über die Landesgrenzen hinaus – als einer der entscheidenden Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes bezeichnet. Bleibt zu hoffen, dass die Politik diesen Worten auch Taten folgen lässt und die Höhere Berufsbildung künftig im selben Masse unterstützt wie die akademischen Weiterbildungen. 
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