Vertrauen – ein weicher Faktor, der für harte Fakten sorgt
Manche bezeichnen es schlicht als den wichtigsten Schmierstoff des Kapitalismus’, für andere ist Vertrauen ein Garant für Produktivität, gutes Personal, Leumund, Kontakte, Kundentreue, Kreativität und Gewinn. Wo Vertrauen fehlt, bestimmen Zurückhaltung, Kontrollen und Argwohn das Handeln der Akteure. Und das kostet Geld: Die jüngste Gallup-Studie beziffert die Produktivitätseinbussen von deutschen Unternehmen mit 99 Milliarden Euro, weil unter anderem die emotionale Bindung, Selbstreflexion von Führungskräften, Kommunikation, Wahrnehmung und Wertschätzung mangelhaft seien. All diese weichen Faktoren sind eng mit Vertrauen (und Selbstvertrauen) verknüpft. Mitarbeiter fühlen sich dort verbunden, wo ihnen vertraut wird und sie Vertrauen haben – in die Wahrnehmung und Wertschätzung ihrer Leistungen, in eine transparente Kommunikation, in die Kompetenz des Topmanagements und nicht zuletzt in die souveräne Haltung ihres direkten Chefs. Denn diese sorgt dafür, dass bei Fehlern und Rückschlägen neben allen anderen Verlusten kein Vertrauen verloren geht. Wer sich also vertrauensvoll seinem Unternehmen verbunden fühlt, ist motiviert und zu Bestleistungen bereit, untermauert den guten Ruf seines Arbeitgebers und hält ihm die Treue. Vertrauen
ist bares Geld wert.
Vertrauen entscheidet
Für die Arbeitsprozesse im Unternehmen ist Vertrauen das Zünglein an der Waage der Produktivität: Herrscht wenig Vertrauen, verringert sich das Arbeitstempo, damit steigen die Kosten. Herrscht hingegen hohes Vertrauen zwischen den Akteuren, werden Abläufe beschleunigt und
die Kosten sinken. In einem misstrauischen Umfeld dauern Entscheidungsprozesse um ein Vielfaches länger, je weniger die beteiligten Personen einander trauen. Der Absicherungsaufwand, den jeder Einzelne betreibt, ist hoch und teuer: Führungskräfte kontrollieren zig Arbeitsschritte und wollen in etliche Entscheidungen einbezogen werden. Weil das Vertrauen ins Können des anderen fehlt, werden Arbeiten zudem nicht ausreichend delegiert oder gar doppelt ausgeführt. Und in wagemutigen Entscheidungsfällen ist bei allen Akteuren die Tendenz, Nein zu sagen, wesentlich ausgeprägter als ein beherztes Ja zu riskieren. Kurzum: Misstrauen schwächt die Handlungsfähigkeit, Produktivität und schliesslich die Wettbewerbsfähigkeit.
Mangelndes Vertrauen
Träge Strukturen, mangelndes interdisziplinäres Denken und machtgesteuerte Partikularinteressen lassen nicht nur Produktivität und Motivation erlahmen. Die Liste der Verluste durch Vertrauensverlust oder -defizite ist lang und trifft Unternehmen an empfindlichen Stellen: Informationen werden zurückgehalten oder verfälscht weitergegeben, Fehler vertuscht, Statistiken manipuliert und Innovationen im Keim erstickt. Damit nicht genug, gehen Mitarbeiter langfristig in die innere Emigration oder verlassen gar das Unternehmen. Eine hohe Mitarbeiterfluktuation verursacht erhebliche Kosten, zudem geht gewachsenes Wissen
verloren. Ganz zu schweigen davon, dass das Betriebsklima leidet und damit das Wohlbefinden des Einzelnen. Vertrauen ist ein kostbares Gut. Wir setzen es oft voraus, riskieren es manchmal unnötig, fordern es stets von anderen und tun uns mitunter schwer damit, uns selbst darin zu üben. Ich durfte gerade wieder in einem meiner Workshops zu diesem Thema feststellen, wie schwer es mancher Führungskraft schon fällt, Vertrauen als solches zu definieren. Das Erstaunen darüber, wie viele Verhaltensweisen in Unternehmen die Vertrauensbereitschaft beeinträchtigen, war gross. Statt zu fragen «Hast du mein Vertrauen verdient?» sollten Führungskräfte sich eher mit der Frage beschäftigen: «Wie kann ich dein Vertrauen verdienen?» Denn die Saat des Vertrauens beschert reiche Ernte: Einsatzbereitschaft, Loyalität, interdisziplinäres und eigenverantwortliches Handeln, kurze Entscheidungswege und Innovation. Die Erkenntnis ist so schlicht wie weitreichend: Vertrauen ist unumgänglich, wenn Zusammenarbeit tragfähig und erfolgreich sein soll.
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