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Chemie-Nobelpreis an Schweizer vergeben

Der 75-jährige Waadtländer Jacques Dubochet hat am Sonntag in Stockholm den Nobelpreis für Chemie entgegennehmen können. Er sieht in der Auszeichnung ein Zeugnis der Einheit der Wissenschaft auf der Stufe von Biologie, Physik und Chemie.
Der Waadtländer Jacques Dubochet (l.), Nobelpreisträger für Chemie, erhält in Stockholm aus den Händen von Schwedens König Carl XVI. Gustaf (r.) eine Goldmedaille und ein Diplom.
Der Waadtländer Jacques Dubochet (l.), Nobelpreisträger für Chemie, erhält in Stockholm aus den Händen von Schwedens König Carl XVI. Gustaf (r.) eine Goldmedaille und ein Diplom. (Bild: Keystone/EPA TT NEWS AGENCY/JONAS EKSTROEMER)

Dubochet erhielt aus den Händen des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf eine Goldmedaille und ein Diplom. Zudem erhielt er einen Scheck in der Höhe von neun Millionen Kronen (gut eine Million Schweizer Franken), den er sich mit zwei Mitgeehrten teilt.

Der Biophysiker und emeritierte Professor der Universität Lausanne erhielt den Nobelpreis bereits im vergangenen Oktober zusammen mit dem 77-jährigen Amerikaner Joachim Frank und dem 72-jährigen Briten Richard Henderson. Sie wurden damit für eine neuartige Mikroskop-Technologie geehrt, mit der Moleküle dreidimensional beobachtet werden können, ohne sie dabei zu verändern.

Am Abend hielt der Schweizer im Namen des dreiköpfigen Forscherkollektivs eine kurze Ansprache:

"Wir sind drei Biophysiker, also drei Wissenschaftler, die in der Biologie arbeiten mit dem Geist der Physik", sagte er gemäss Redetext. "Wir drei sind nie sehr gute Chemiker gewesen, aber sind trotzdem mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet worden", sagte Dubochet und fügte weniger ernst gemeint hinzu: "Das Peter-Prinzip besagt, dass jeder fähig ist, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen. Wir sind besorgt darüber, dass wir vielleicht diesen bemerkenswerten Punkt erreicht haben."

Hoffnung auf Nachfolger

Der Wissenschaftler erklärte dann aber ernster gemeint, er sehe in dieser Auszeichnung ein Zeugnis für die Einheit der Wissenschaft. Innerhalb von 30 Jahren habe sich die Auflösung der elektronischen Kryo-Mikroskopie um den Faktor zehn verbessert, insbesondere dank den Arbeiten seiner beiden mit ihm ausgezeichneten Kollegen.

Bei einer solchen Auflösung seien die Atome sichtbar. "Wir sehen die Chemie, wie sich Moleküle anordnen und wie eine Krankheit dann diese Ordnung stört", erklärte er. Dubochet äusserte die Hoffnung, dass nun seine Nachfolger das Maximum aus diesem Werkzeug herausholen können.

Bei der Zeremonie in Stockholm war auch die Rektorin der Universität Lausanne, Nouria Hernandez, anwesend. Sie sprach von einem sehr "feierlichen" aber auch "formellen" Moment. Dubochet habe nicht sehr gestresst gewirkt - anders sei es dagegen bei seinem wissenschaftlichen Vortrag am Freitag gewesen. Dubochet sei ein Vorbild - "wir können uns kaum jemanden vorstellen, der es besser machen könnte", sagte Hernandez gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Für die Universität Lausanne sei die Auszeichnung "wunderbar". "Früher wussten wir, dass wir gut sind, nun wissen es eine ganze Reihe Menschen mehr", so Hernandez.

Proben werden schockgefroren

Dubochet und sein Team hatten die Kryo-Mikroskopie in den 80-er Jahren erfunden. Die Technik erlaubt es, biologische Proben von Viren, Proteinen und Enzymen zu untersuchen, ohne sie dabei zu verändern.

Dazu wird eine Probe bei einer Temperatur von minus 170 Grad schockgefroren, um ihren Originalzustand zu konservieren. Oder anders gesagt wird das Wasser des Moleküls so rasch wie möglich versiegelt, bevor es kristallisiert.

So können beispielsweise Bakterien wie Salmonellen, die resistent sind gegen Antibiotika, untersucht werden, ohne dabei ihren Zustand zu verändern. Mit konventioneller elektronischer Mikroskopie werden oft Farbstoffe oder Salze beigefügt, um ein besseres Bild erhalten zu können: Dadurch wird aber die Beobachtung der Moleküle gestört.

Hoffnung auf neue Medikamente

Die neuartige Mikroskop-Technologie der drei Chemie-Nobelpreisträger könnte nach Einschätzung der Nobelpreis-Jury die Entwicklung von Medikamenten revolutionieren.

"Wir werden neue Medizin auf einem komplett anderen Level entwerfen können", sagte Nobeljuror Peter Somfai. "Jetzt können wir die Enzyme, die Moleküle des Lebens, in Aktion sehen." Mit Kryo-Elektronenmikroskopie gelang vor kurzem beispielsweise ein exzellentes Bild des Zika-Virus. (sda)

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