Freude am Bauen mit dem richtigen Partner (Teil 4)
In Liechtenstein gibt es zwischen 60 und 70 Architekten. Ein Bauherr sollte deshalb unbedingt genügend Zeit für die Wahl des richtigen Architekten haben und sich gut informieren. Denn diese Wahl beeinflusst den ganzen Bauprozess sowie schlussendlich das Traumhaus.
Ein Architekt begleitet den Bauherrn von der Bodenbeschaffung, über Behördengänge bis hin zur Einrichtung. Man könnte ihn als den verlängerten Arm des Bauherrn bezeichnen. Ein anderer Vergleich ist jener mit einem Dirigenten. Ein Architekt managt und leitet das ganze Bauvorhaben. Dank ihm kommt kein Produkt von der Stange, sondern ein individuell gestaltetes und gefertigtes Haus zustande. Dieses sollte den Wünschen und Bedingungen des Bauherrn entsprechen, damit es exakt zu ihm passt und er sich rundherum wohl in seinem neuen Haus fühlt. Wichtig ist, dass von Anfang an eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut wird. Nur so ist eine gut funktionierende Zusammenarbeit möglich. Auf dieser Basis baut auch die Teamarbeit mit weiteren Spezialisten wie beispielsweise dem Haustechniker und dem Baustatiker auf. Für die Zusammenarbeit schlägt ein Architekt Firmen und Handwerker vor, ist jedoch auch offen für Vorschläge des Bauherrn.
Wieso soll man sich überhaupt auf die Suche nach einem Architekten machen? Was «nützt» ein Architekt und in welchen Bereichen wird der Bauherr entlastet?
Ein Architekt sollte als ein unparteiischer und unabhängiger Partner der Bauherrschaft gesehen werden. Seine Aufgaben sind beispielsweise, die Kosten zu minimieren und den Nutzen zu maximieren. Er schneidet das Haus auf die Wünsche und Bedürfnisse des Auftraggebers zu und beachtet dabei ästhetische sowie vor allem auch zweckmässige Punkte. Denn das Ziel ist ein einzigartiges, markantes Gebäude mit Stil und einem hohen Wohlfühlfaktor. Ein Architekt kümmert sich um eventuelle Probleme mit Handwerkern und verhindert soweit als möglich überhöhte Rechnungen und komplizierte Verträge. Zudem kennt er sich mit den Trends und mit neuen Materialien, Passiv- und Mingeriehäusern sowie Holzbauweisen aus.
Diverse Liechtensteiner Architekten nehmen regelmässig an internationalen Wettbewerben teil und schneiden teilweise hervorragend ab. Deshalb und weil sich die heimischen Architekten mit den hiesigen Handwerkern sowie den Vorschriften in Liechtenstein auskennen, empfiehlt es sich, einen Architekten aus der Umgebung zu beauftragen.
Generalunternehmer vs. Architekt
Zusammen mit einem Generalunternehmer wird ein detaillierter Baubeschrieb erstellt und Standards werden festgelegt. Man kann ein Haus erstellen, ohne sich damit wirklich zu beschäftigen. Ein Generalunternehmer entlastet den Bauherrn. Möchte man auch mit einem Generalunternehmer ein individuelles Haus gestalten, so ist dies ebenso zeit- und arbeitsintensiv wie die Planung mit einem Architekten. Da man jedoch nur einen Vertragspartner hat, sind weniger Umtriebe damit verbunden. Ob man sich nun für einen Architekten oder einen Generalunternehmer entscheidet, hängt von den Bedürfnissen des Auftraggebers ab.
Gesucht, gesprochen, gefunden
Bei der grossen Auswahl an kompetenten Architekten in Liechtenstein, fällt es nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Denn wer die Wahl hat, hat buchstäblich die Qual. Doch wer sich für diese ausschlaggebende Wahl genügend Zeit lässt, wird es nicht bereuen.
Ein guter Anfang, um sich mit dem Thema Architektur auseinanderzusetzen, sind sicherlich Fahrten durch Liechtenstein oder auch ausgedehnte Spaziergänge. Da kann man sich mit dem Thema in Gedanken beschäftigen und die Augen nach schönen Objekten offenhalten. Gefallen einem gesehene Objekte, so kann dies ein erster Weg zur Stilfindung und somit zum richtigen Architekten sein. Das heisst jedoch nicht, dass ein zusagendes Objekt nachgebaut oder gar kopiert werden soll.
Es ist auch ratsam, sich im Bekanntenkreis zu erkundigen, wer ein Haus gebaut hat und vor allem mit welchem Architekten. Wenn einem ein Objekt gefällt, so ist ein klärendes Gespräch mit dem Bauherrn hilfreich. Dort können beispielsweise Fragen nach der Zusammenarbeit, den Leistungen, der Kompetenz sowie der Bauausführung weiterhelfen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist bei der Architektensuche ein wesentlicher Bestandteil. Dies kommt unter anderem daher, dass Werbung laut dem Ehrencodex der Architekten ein Tabu ist.
Eine andere Möglichkeit, sich auf die Suche zu machen, sind Recherchen. Informationen lassen sich in Fachzeitschriften sowie im Internet finden. Auch der Besuch einer Immobilien- oder Baumesse ist von Vorteil. Auf der Gemeinde liegen Broschüren mit Bauprojekten diverser Architekten auf. Auch diese geben einen guten, ersten Blick auf den Architekten.
Weckt ein Architekt aufgrund der Informationen oder eines Bauwerkes Interesse, so gibt es weitere Fragen zu klären. Beispielsweise kann man sich fragen, wie viele gebaute Objekte der Architekt vorzuweisen hat und wie der Zustand dieser Bauten ist. Sind gestalterische Mängel zu erkennen und sagt der Entwurfsstil des Architekten wirklich zu?
Besonders die Frage nach dem Stil ist elementar. Natürlich kann man mit seinen Vorstellungen grundsätzlich jeden Architekten aufsuchen. Doch passen die eigenen Vorstellungen nicht zum Stil des Architekten, so erfordert dies besonders viel Vertrauen, was Vor- und Nachteile haben kann.
Ist man sich im Klaren, was einem gefällt und was nicht, so ist schon ein grosses Stück Arbeit erledigt. Je genauere Vorstellungen ein Bauherr hat und je genauere Angaben er dem Architekten mitteilen kann, desto besser. Gut ist es zudem, wenn man sich Gedanken über die Anzahl der Räume und Nasszellen sowie über Garagen- und Gartengrösse gemacht hat.
Stimmt die Chemie?
Ein Architekt muss gestalterische, fachliche und kommunikative Kompetenzen aufweisen. Ob diese Fähigkeiten vorhanden sind, kann am besten in einem persönlichen Gespräch festgestellt werden. Zudem zeigt sich in einem solchen schnell, ob die Chemie zwischen dem Architekten und Bauherrn stimmt. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn man bedenkt, welch grosse Rolle das Vertrauen in dieser Beziehung spielt. Deshalb sollte man möglichst früh den Dialog mit verschiedenen Architekten suchen. Dabei lassen sich auch die eigenen Ideen gut prüfen und überdenken.
Möchte man den Stil eines Architekten besser kennenlernen, so kann man sich ein Referenz-Objekt zeigen lassen. Wächst das Interesse an einem Architekten, so sollte ein Vorprojekt durchgeführt werden. Denn erst dabei werden diverse Lösungsmöglichkeiten ausgetüftelt und die Baukosten werden grob geschätzt. Das Vorprojekt beinhaltet auch den Terminplan.
Es ist zu erwähnen, dass diese Vorprojekte meistens kostenpflichtig sind. Ein solches Projekt macht etwa neun Prozent der Gesamtkosten eines Bauprojekts aus. Auch wenn manche Architekten das Vorprojekt gratis anbieten, rät Siegbert Kranz, Präsident der Liechtensteinischen Ingenieur- und Architektenvereinigung, davon dringend ab. «Der Kunde gerät dann in eine gewisse Abhängigkeit und tappt möglicherweise in eine Falle», so Kranz. Wird die Leistung eines Vorprojektes jedoch entlohnt, so ist ein Ausstieg eher möglich. Entstandene Pläne und Ideen darf der Bauherr dann behalten. (mp)
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